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Taz Artikel 2020
von den CUTS und der Ausstellung im Kunstverein Neukölln.
Fenster in etwas anderes – Hans Kaiser und Birgit Hölmer
Schön früh hegte Hans Kaiser den Wunsch, „dass meine Bilder Fenster sein sollten, durch die man in etwas anderes hineinsah.“[1] Kaiser hat nicht nur seine Bilder als Fenster aufgefasst, sondern fast folgerichtig auch Bilder geschaffen, die direkt Fenster sind. Von ihm entworfene farbige Kirchenfenster befinden sich in St. Patrokli und in der Johanneskirche in Soest und anderen Städten in Nordrhein-Westfalen – darunter allein 34 Fenster und 10 Rosetten in der Kapelle im Mutterhaus der Vincentinerinnen in Paderborn – sowie in den USA in der Washington Cathedral.
Durch farbiges Fensterglas kann man zwar nicht schauen, aber das Licht dringt hindurch, durch ein gemaltes Bild nicht. Das hat der Maler Maurice Denis 1890 programmatisch kundgetan: „..man erinnere sich, dass ein Gemälde, bevor es ein Schlachtross, eine nackte Frau oder irgendeine Anekdote ist – wesentlich eine plane, von Farben in einer bestimmten Anordnung bedeckte Oberfläche ist.“[2]
Diese Aussage trifft auf fast alle gemalten Bilder zu, so auch die von Hans Kaiser, zu denen seine Entwürfe für Kirchenfenster gehören, die er stets im Maßstab 1:1 auf Karton ausgeführt hat. Zu diesen gehört der große Entwurf für das Eucharistiefenster in der Krypta von St. Patrokli, der sich in der ständigen Sammlung des Museums Wilhelm Morgner befindet. In der Ausstellung sind die bisher nie öffentlich gezeigten Entwürfe für zwei Rundfenster in der Seitenkrypta von St. Patrokli zu sehen. Sie sind von einer leuchtenden und gleichzeitig dunkel gebrochenen Farbigkeit, die die Leuchtkraft der Fenster mit malerischen Mitteln evoziert. Die Farbpalette und die facettenartige Aufsplitterung des Bildfeldes durch schwarze Linien zwischen den Farbflächen erinnern an den französischen Maler Alfred Manessier (1911-1993), dessen Werk zu den wesentlichen künstlerischen Einflüssen auf Hans Kaiser gehört. Neben seinem bildnerischen Werk gestaltete Manessier 27 Zyklen von Kirchenfenstern in ganz Europa, unter anderem in der Liebfrauenkirche in Bremen.[3]
Auch die Werke von Birgit Hölmer, die denen von Hans Kaiser gegenübergestellt sind, sind „Fenster“, aber die Scheiben werden auch zu Oberflächen, die in bestimmten Anordnung bedeckt werden. Aber womit? Birgit Hölmer arbeitet nicht mit Pinsel oder Stift und Farbe. Ihr Material sind schmale, unterschiedlich farbig bedruckte Streifen, die beim Zurechtschneiden von Klebebilderbögen abfallen. In einer Druckerei, in der solche Sticker auf großen Bögen ausgeprintet werden, holt sie diese Abschnitte, die sonst im Abfall landen würden, regelmäßig ab und füllt mit ihnen die Ladefläche ihres Autos. So hat sie ihr Material stets parat, wenn sie sich als motorisierte Flaneurin auf die Suche nach geeigneten Orten für neue CUTS, wie sie diese in der Regel ohne Auftrag entstehenden Werke nennt, begibt. Es handelt sich um vielfältige, aus den selbstklebenden Streifen gebildete Kompositionen, mit denen sie die Scheiben von leerstehenden Gebäuden oder Geschäften versieht und die von großer Variationsbreite sind. Häufig stehen kreisförmige Strukturen im Mittelpunkt, wobei oft ein Loch in der Mitte eine Beschädigung der Scheibe suggeriert.
Dies gilt etwa für den CUT, den sie an der inneren gläsernen Tür des Wilhelm-Morgner-Museums platziert hat, und der eine bewusste Korrespondenz zu den runden Tondi der Fensterentwürfe herstellt. Häufig finden sich auch rechteckige Gebilde, die sich aus eng nebeneinanderliegenden geraden Streifen ergeben. Während manche Formationen als reine Abstraktionen erscheinen, erinnern andere an Spinnen- oder andere Netze oder an Vorhänge. Oft konzentriert sich der CUT auf eine große, mehr oder weniger komplexe Einzelform, manchmal verteilen sich auch kleinere Elemente über die Scheibe. Dies gilt beispielsweise für den CUT, den sie schräg gegenüber vom Eingang des Wilhelm-Morgner-Museums in den Fenstern der ehemaligen Gaststätte Anno 1888 platziert hat. Die Suggestion, dass die Formen schweben oder fliegen, entsteht bei fast allen CUTS, wie auch der Eindruck des Transitorischen und Flüchtigen.
Auch wenn sie bis ins Detail sehr ausgeklügelt wirken, entstehen die CUTS ohne vorbereitende Skizzen. Bei der Konzeption des Motivs geht Birgit Hölmer von der Größe des jeweiligen Fensters aus. Mitunter geht in die formale Konzeption ein, was sich in dem durch das Fenster sichtbaren Innenraum befindet, wie bei Blick durch den CUT am Eingang des Museums auf die Tondi von Hans Kaiser.
Der zweite der außerhalb des Museums angebrachte Cuts in Soest befindet sich im Fenster der ehemaligen Verkaufsstelle im Haus Haverland, des Stammhauses der gleichnamigen Pumpernickelbäckerei. Hier stellt der CUT eine direkte Korrespondenz mit einem Werk Hans Kaisers her, der für die schmale Wand rechts vom Eingang 1958 ein Mosaik aus Opakglas entwarf, das – als Symbol für das Bäckerhandwerk – auf der abstrahierten Form einer Getreideähre basiert. Die vielen schmalen länglichen Formen boten sich für einen Dialog mit Birgit Hölmers Streifen geradezu an, auch die von Hans Kaiser gewählte Farbgebung, Rot kontrastierend mit Schwarz und Weiß, flankiert von kleineren blauen, gelben und grünen Partien, wird in Hölmers Komposition aufgenommen, die in der Vielfalt der einzelnen Formen auch Elemente enthält, die in ihrem Werk hier das erste Mal auftauchen.
Nie greift die Künstlerin selbst, nachdem sie den CUT einmal aufgebracht hat, noch einmal ein. „Eingreifen“ ist auch etwas, das gar nicht in das Konzept der CUTS passt. So hat Birgit Hölmer die Anfrage einer Ladenbesitzerin in Berlin-Kreuzberg abschlägig beantwortet, die ihre durch Krawalle auf einer 1. Mai-Demonstration beschädigten Fensterscheiben so lassen und mit CUTS versehen lassen wollte. Die künstlerische „Reparatur“ einer Beschädigung durch Vandalismus wäre eine Form der Dekoration, bei der das subtile Spiel zwischen scheinbar Beschädigung und subtiler Formfindung verloren ginge, das die CUTS grundsätzlich auszeichnet. Vor allem jedoch läge darin die ästhetische Abmilderung einer gewalttätigen Geste, hinter der wahrscheinlich nicht nur bloßer Vandalismus, sondern auch eine Kritik an der immer massiveren Gentrifizierung in den zentralen Stadtteilen Berlins stand. Eine solche Geste künstlerisch zu „kaschieren“, würde die in Birgit Hölmers CUTS auch implizit enthaltene subtile Kritik an der Gentrifizierung unterhöhlen.
Die CUTS nisten sich in Berlin gleichsam in den Nischen ein, die es meist nur temporär in einer Stadt gibt, deren Immobilienbestand immer mehr durch das Agieren von Großinvestoren bestimmt ist. Die Orte, an denen Künstler leben und arbeiten können, gehen zunehmend verloren oder werden für sie unbezahlbar. So führt Birgit Hölmers Kunst, die quasi aus einem mobilen Atelier heraus im öffentlichen Raum entsteht, letztlich mit rein ästhetischen Mitteln vor, was in Zukunft vielleicht für viele Künstler noch die einzige Arbeitsmöglichkeit sein könnte: sich ohne Atelier und ohne Auftrag Orte anzueignen, an denen man sie überhaupt noch Kunst machen lässt.
Für den Verweis darauf ist es gar nicht nötig, dass die Kompositionen selbst eine soziale oder politische Aussage enthalten. Ihre Schönheit und Vielfalt können sich in ihrer ästhetischen Autonomie frei entfalten und behaupten und in diesem Falle In Korrespondenz mit Hans Kaiser treten, so dass die Werke beider Künstler zu Fenstern in etwas anderes werden.
Ludwig Seyfarth
[1]Zit. nach: Bärbel Coppicus-Wex, Hans Kaiser. Kunst und Architektur. Ein Kunstführer, Dortmund 2014, S.
[2] Définition du Néo-traditionalisme, in: Revue Art et Critique, 30.August 1890. Deutsche Übersetzung zit. nach: Werner Hofmann, Die Moderne im Rückspiegel. Hauptwege der Kunstgeschichte, München 1998, S. 26.
[3]siehe wie Anm. 1, S. 9.
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Die letzten 3 Jahre habe ich Interventionen im urbanen Raum an Schaufenstern von leerstehenden Ladenlokalen in Berlin vorgenommmen. Für die zeichnerischen raumbezogenen CUTS werden Klebestreifenreste von einer Druckerei seriell spielerisch in abstrakte Formen gebracht. Die Interventionen im Stadtraum finden unangekündigt statt.
http://yourartbeat.net/de/2017/11/20/streifen-auf-der-fensterscheibe/Video while
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the residency Berlin-Gibraltar-Exchange 2017
Publikation unter:
http://lichtenberg-studios.de/2018/03/birgit-hoelmer-berlin/
http://www.gbc.gi/news/exchange-programme-berlin-artists-reacts-gibraltars-spaces
THE CUTS
For the past two
years Birgit Hölmer site-specific interventions have been taking place in empty shop windows in Berlin. The artist creates the ephemeral
artworks using leftover sticky strips sourced from printing shops, which would normally be thrown away.
She composes the strips into sublime abstract forms on the outside of the abandoned shop windows normally without asking for permission. Moreover, her methodology in the “Cuts” series
implies a critique on the wave of gentrification many areas of Berlin are currently
experiencing.
Birgit Hölmer’s interventions are of great variation; circular
structures are in focus, often with a hole in the centre, suggesting fractures on the glass window. However,
there are also elegant geometric
rectangular structures, which are made
of closely spaced straight stripes.
The CUTS on the outside of empty shop
windows are a kind of urban version of the „plain air“ forest drawings Hölmer
has been working on
in the surroundings of Berlin for nearly a decade. These drawings were the starting
point for an artistic dialogue and implementation using building material such as acrylic and silicone. Later on, Hölmer worked with a silicone dye
mixture directly in the forest, she used a black gauze curtain, not only as a support, but with the idea that the material should have a direct
connection to the subject by soaking through the fabric. The
silicone was squeezed through the black
transparent gauze with her fingers creating structures which are similar to that of plants. The backside of the gauze becoming the front of the work.
The same procedure, using a silicone dye mixture, was also employed to create the carpet works. Original
carpets were traced through the gauze with the black gauze retaining a transparent appearance resulting in a space expanding screen.
During the
residency at Lichtenberg
Studios in 2012, Hölmer developed
an exhibition in the Stasi (GDR Secret Police) Museum exhibiting a series of carpets made from found
political photographs in the Stasi archives.
Front and back views play also an
important role in artworks such as a the permanent public light installation artwork in
Bergkamen (Germany) or the work „Soap Piece for a Kitchen“.
Birgit Hölmer
Translation Francis Gomila
Birgit Hölmer
Translation Francis Gomila
Text
Ludwig Seyfarth
25. 04.17
Birgit Hölmers CUTS, die seit einiger Zeit
immer wieder in – meist Berliner –Fensterscheiben zu sehen sind, entstehen fast
immer ohne Auftrag. Die Künstlerin sucht selbst nach leerstehenden
Erdgeschoßräumen, deren Scheiben sie nutzen kann, ohne um Erlaubnis fragen zu
müssen.
Die Verbindung des zerbrechlichen
Materials Glas mit dem Begriff CUT kann
zunächst vermuten lassen, dass die Künstlerin Schnitte im Glas vornimmt, was
von weitem und auf den ersten Blick auch so aussehen mag. Die geraden oder
gekrümmten, fast wie Schraffuren parallel geführten Linien befinden sich jedoch
nicht in, sondern befinden sich auf der Scheibe, sie selbst bleibt – zumindest
durch Birgit Hölmers Intervention – unversehrt.
Die Künstlerin setzt eine Technik ein, die
sich kaum in traditionelle Kategorien wie Zeichnung, Malerei oder Collage
einordnen lässt. Die CUTS entstehen durch das Aufkleben schmaler,
unterschiedlich farbiger Randstreifen, die bei der Herstellung von
Klebestickern abfallen, die sie bei Kindern und Erwachsenen großer Beliebtheit
erfreuen.
In einer Druckerei, in der solche Sticker auf
großen Bögen ausgeprintet werden, holt Birgit Hölmer die Abschnitte, die beim
zurechtschneiden der Bögen entstehen und die sonst im Abfall landen oder
vielleicht recycelt werden würden, regelmäßig ab und füllt mit ihnen die
Ladefläche ihres Autos. So hat sie ihr Material stets parat, wenn sie sich als
motorisierte Flaneurin auf die Suche nach geeigneten Orten für neue CUTS
begibt.
Was Birgit Hölmer auf die Fenster klebt, ist
von großer Variationsbreite. Häufig stehen kreisförmige Strukturen im
Mittelpunkt, wobei oft ein Loch in der Mitte eine Beschädigung der Scheibe
suggeriert. Immer wieder finden sich jedoch auch rechteckige Gebilde, die sich
aus eng nebeneinanderliegenden geraden Streifen ergeben. Während manche
Formationen als reine Abstraktionen erscheinen, erinnern andere an Spinnen-
oder andere Netze oder an Vorhänge. Oft konzentriert sich der CUT auf eine große,
mehr oder weniger komplexe Einzelform, manchmal verteilen sich auch kleinere
Elemente über die Scheibe.
Streng geometrisch angelegten Formen stehen
weichere, organoide Strukturen
gegenüber, die Assoziationen an mikroskopische Lebewesen, Blüten und
Blätter oder an Vogelflügel wecken können. Die Suggestion, dass die Formen
schweben oder fliegen, entsteht bei fast allen CUTS, wie auch der Eindruck des
Transitorischen und Flüchtigen.
Die sich von der Transparenz des Glases
abhebenden Silhouetten erzeugen eine starke flächige Wirkung, gleichzeitig wird immer wieder eine gewisse räumliche
Tiefe suggeriert. Dabei erinnern viele der Gebilde auch an digital generierte
3D-Grafiken, die in einem virtuellen Raum schweben und sich um die eigene Achse
drehen. Die Glasscheibe wird dann zu einem imaginären Bildschirm.
Auch wenn sie bis ins Detail sehr
ausgeklügelt wirken, entstehen die CUTS ohne vorbereitende Skizzen. Bei der
Konzeption des Motivs geht Birgit Hölmer von der Größe des jeweiligen Fensters
aus. Mitunter geht in die formale Konzeption ein, was sich in dem durch das
Fenster sichtbaren Innenraum befindet.
Manchmal arbeitet Birgit Hölmer dann doch mit
dezidierten Auftrag, so für eine
Ausstellung 2016 in der Bar Babette in der Karl-Marx-Allee in Berlin, deren
große Fensterflächen sie mit ihren bisher größten CUTS füllte. Als
„Dauerinstallation“ befindet sich immer noch ein CUT an der Eingangstür der
Bar, der jedoch von Zeit zu Zeit durch ein neues Motiv ersetzt wird.
Bei den ohne Auftrag angebrachten CUTS
geschieht so etwas nie. Sie werden dem Lauf der Zeit oder der Dinge überlassen,
bleichen durch das Sonnenlicht aus, werden manchmal beschädigt, bei der
Neunutzung der Räume entfernt oder durch den Abriss des Gebäudes mit zerstört.
Die Künstlerin selbst greift jedoch, nachdem sie den CUT einmal aufgebracht
hat, nicht mehr ein.
„Eingreifen“ ist auch etwas, das gar nicht in
das Konzept der CUTS passt. So hat Birgit Hölmer die Anfrage einer
Ladenbesitzerin abschlägig beantwortet, die ihre durch Autonome beschädigten
Fensterscheiben mit CUTS versehen lassen wollte. Die künstlerische „Reparatur“
einer Beschädigung durch Vandalismus wäre eine Form der Dekoration, bei der das
subtile Spiel zwischen scheinbar Beschädigung und subtiler Formfindung verloren
ginge. Eine ästhetische Abmilderung einer gewalttätigen Geste, die sich vor
allem als Kritik an der immer massiveren Gentrifizierung in den zentralen
Stadtteilen Berlins versteht, würde zudem die subtile Kritik an der
Gentrifizierung unterhöhlen, die in Birgit Hölmers CUTS implizit enthalten ist.
Diese nisten sich gleichsam in den Nischen ein, die es meist nur temporär in
einer Stadt gibt, deren Immobilienbestand immer mehr durch das Agieren von
Großinvestoren bestimmt ist. Die Orte, an denen Künstler leben und arbeiten
können, gehen zunehmend verloren oder werden für sie unbezahlbar. So führt
Birgit Hölmers Kunst, die quasi aus einem mobilen Atelier heraus im
öffentlichen Raum entsteht, letztlich mit rein ästhetischen Mitteln vor, was in
Zukunft vielleicht für viele Künstler noch die einzige Arbeitsmöglichkeit sein
könnte: sich ohne Atelier und ohne Auftrag Orte anzueignen, an denen man sie
überhaupt noch Kunst machen lässt.
So finden sich viele indexikalische Verweise
auf den urbanen Kontext, in dem Birgit Hölmers CUTS entstehen. Dazu ist es gar
nicht nötig, dass die Kompositionen selbst eine soziale oder politische Aussage
enthalten. Ihre Schönheit und Vielfalt können sich in ihrer ästhetischen
Autonomie frei entfalten und behaupten.
Text Ludwig Seyfarth
Birgit Hölmer | heavy forest
Die deutsche Kulturgeschichte ist – wie keine andere – eng mit dem Wald verknüpft. Nicht nur in Heldensagen und Märchen begegnet uns das Waldmotiv, vor allem in der Kunst und Literatur der Romantik aber auch in der Ideologie der Nationalsozialisten spielt der Wald eine wichtige Rolle. Dabei wird das Waldmotiv von verschiedenen Vorstellungen begleitet: Diente der Wald dem Menschen in der Vergangenheit als Nahrungs- und Rohstoffquelle (Früchte, Kräuter, Waldtiere, Brennholz, Baumaterial), war er zugleich ein Ort der Gefahr vor wilden Tieren und Räubern oder Ort der Verbannung. Erst durch die zunehmende Erschließung und Kultivierung wurde der Wald zu einem kontrollierten Raum. Als strukturierter Forst mit Wanderwegen, Bänken, Wegweisern und verkehrstechnisch gut angebunden fungiert er heute vor allem als Erholungsgebiet.
Während es dem Betrachter bei den lebendigen und sehr präzisen Zeichnungen und Radierungen aufgrund des kleinen Formates leichter fallen mag, die Motive zu erfassen, wird die Struktur in der großen Arbeit aus näherer Betrachtung beinah abstrakt und man droht sich darin zu verlieren. Wenn Sie nun Sorge haben, dass Sie zu tief in den Wald hineingeraten könnten, bin ich sicher, dass die Künstlerin Sie sehr gerne auf diesem Weg in den Wald hinein begleitet...
War es leicht, sich für die Motive zu entscheiden?
Ich bin dann glücklich und erschöpft, als wäre ich durch den Wald gejoggt.
Ein weiterer formaler Aspekt der Objekte ist die Nähe bzw. die behauptete Differenz zu Methoden der Malerei; Projektion ja, Vorstudie ja, aber dann Arbeiten "durch" den Stoff, Gardine statt Leinwand, Silikon statt schwarzer Farbe; dies könnte man in eine Traditionslinie stellen, die man mit. Cindy Sherman („fotografierte Gemälde“) Leni Hoffmann („Farbe Plastilin“) oder auch Katharina Fritsch (Skulpturen aus Bildminiaturen) beschreiben könnte -- siehst Du das auch so? (Differenz als bewusste Nichtbesetzung/Verweigerung der männlich tradierten Verfahren?)
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